Das belgische Duo Hysteresis musste zwar aufgrund der momentanen Stilllegung von Spectre das Label wechseln, musikalisch hatte dieser Wechsel jedoch keinerlei Auswirkungen. Wie könnte er auch, war doch das letzte Album "Will+Representation" ein gnadenloser Genremix, eine Hochgeschwindigkeitsachterbahnfahrt. Für das neue Album "There Is No Self" ist man bei Hands Productions untergekommen, das wilde Mixen verschiedener Einflüsse und Stile haben Hysteresis aber beibehalten.

Schon der Eröffnungssong von "There Is No Self" namens "I Dose" macht dies mehr als deutlich. Viele Samples sowie Rave-Einflüsse aus den 90ern kommen hier zusammen und formen ein etwas stressiges Konglomerat aus Schreien, wilden Beats und schräg verformtem Singsang. Nur gut, dass man sich danach mit dem Industrial-Song "Homo Rapiens" und seinem deftigen, verzerrten Beat wieder abreagieren kann. Zwar auch mit noisigem Beat, aber dafür mit Streichern unterlegten Sitar-Klängen ausstaffiert klingt "Hellish Gospels" wie ein Industrial-Song aus einem Bollywood-Film. Ein kleiner Geniestreich, könnte man sagen. Hysteresis hatten anscheinend so viele Ideen für ihr neues Album, dass es nicht nur unterhalb der einzelnen Tracks zu erbarmungslosen Stilbrüchen, sondern auch innerhalb der Songs zu wilden Kreuzungen kommt.

Die Chöre und Gesänge in "Temper" könnten direkt aus einem Indianer-Jones-Film stammen, "Shikha" klingt wie der Song, den Prodigy Ender der 90er nie gemacht haben und obwohl "Calculus" anfänglich zum IDM tendiert, ist auch dieser Song später Prodigy herauszuhören. Danach bekommt man mit "Assange" den letzten Rest Verstand aus der Birne geprügelt. Ein wenig Industrial, ein wenig Noise, schräge Samples und ein gnadenlose hämmernder Beat machen deutlich, dass es sich hier um ein belgisches Duo handelt, denn Sonar lassen grüßen. Grandios und wieder komplett konträr klingt der mit Industrial verfeinerte Dub im abschließenden "Indub".

Abschließend bleibt festzuhalten, dass "There Is No Self" wie schon sein Vorgänger wie ein Hochgeschwindigkeitszug durch die verschiedensten elektronischen Regionen rast, so dass man sich manchmal eine Notbremse wünscht. Spaß macht diese wirklich abgefahrene Mischung allemal. Ob einem diese Genre-Hopping nun gefällt, hängt natürlich unter anderem von den jeweiligen persönlichen Präferenzen ab. Jedermanns Sache dürfte es allerdings nicht sein.