Wenn man zu zweit beschließt, ein musikalisches Projekt zu betreiben, muss man entweder die meisten Instrumente und Sounds aus der Retorte zaubern oder eben Multi-Instrumentalist sein. Das ungarische Duo The Moon And The Nightspirit hat bereits auf zwei Alben eindrucksvoll bewiesen, dass es eindeutig zur letzten Kategorie gehört. Ágnes Tóth und Mihály Szabó beschwören mit ihrem Mix aus Weltmusik und ungarischer Folklore die Kräfte der Natur... und betören die Zuhörer.

Was seine Musik betrifft, ist das Duo sicherlich eine Ausnahmeerscheinung, die es in dieser Form nicht noch einmal gibt. Jedes Album ist ein besonderes Erlebnis und das dritte seiner Art namens "Ösforrás" macht da keine Ausnahme. Vielmehr zeigt es auf eindrucksvolle Weise die Weiterentwicklung des Duos, denn "Ösforrás" ist im Gegensatz zum Vorgängeralbum "Regõ Rejtem" facettenreicher. Das dürfte neben der Musik zugleich auch an der thematischen Ausrichtung liegen, denn das neue Album von Ágnes und Mihály hat einen starken rituellen Einschlag. Es erzählt von den weisen Alten, die noch die Geheimnisse der Natur kannten. Dieser Naturmystizismus mit seinen magisch beeinflussten Anschauungen wird mit teils kräftigen Tribal-Elementen verdeutlicht. Zusammen mit der obligatorischen Geige, Ágnes hoher, aber verzaubernder Stimme und Mihálys gelegentlichen gesanglichen Einsätzen ergibt sich ein Bild schamanischer Beschwörungen und traditioneller, althergebrachter Tänze. So verzaubert "Ösforrás" den Hörer, trägt ihn weit weg aus dem Hier und Jetzt in eine längst vergessene Zeit, als noch Magier und Hexen auf der Erde wandelten.

Die Musik des Duos ist dabei so einnehmend bis mitreißend, dass man sich kaum von dem Album lösen kann. Ágnes singt die von Mihály geschriebenen Texte abermals in ihrer Muttersprache, was das Hörerlebnis für das alemannische Publikum noch etwas unwirklicher macht. Von der spirituellen, romantischen Seite abgesehen birgt "Ösforrás" auch eine leidenschaftliche. Am Anfang von "Tüzben Születö" mit seinen Trommeln, der Flöte und der Geige könnte man noch an ein trauriges Thema denken, doch nach eine Weile wird das Tempo angezogen und der Song wird zum ausgelassenen Wirbeltanz. Immer wieder lässt sich auf dem Album ein leichter orientalischer Einschlag vernehmen, was aber angesichts der eingearbeiteten ungarischen Folklore nicht verwunderlich ist. Hinzu kommen so außergewöhnliche Instrumente wie Zither, die mongolische Pferdekopfgeige Morin Khuur oder die slowakische Hirtenflöte Fujara.

The Moon And The Nightspirit spielen zwar keine Mittelaltermusik im klassischen Sinne, zeichnen aber ihr eigenes Bild längst vergangener Zeiten und dürften deshalb trotzdem bei allen Liebhabern dieses Genres gut ankommen. Das Album besitzt eine Magie, die für das Duo sehr eigen und fast unschlagbar ist. Wer Ágnes und Mihály live erleben kann, sollte das unbedingt tun. Am besten auf einem sehr kleinen Festival, spät abends beim Feuerschein.