Es ist logisch, dass in Zeiten extremer Spezialisierung und Technologisierung auch ein genau gegensätzlicher Trend entsteht. Dementspreched verhält es sich mit der Digitalisierung und dem partiellen Trend hin zu analogen Klängen. Martin Gore von Depeche Mode packte der Kaufrausch für analoge Klangerzeuger und auch Bakis Sirros aus Griechenland ist einer jener Vertreter, die vor allem analoges und lieber zu viel Equipement als zu wenig benutzen.

Zwei Jahre nach seinem letzten Album "Obsessive Surrealism" zieht Herr Sirros mit seinem Projekt Parallel Worlds und seinem Doepfer A100 erneut in die analoge Schlacht und das bis an die Zähne bewaffnet. "Shade" heißt das neue Album und gleicht einem Wespennest. Es summt, surrt und klickt überall. Parallel Worlds belädt seine Songs bis zur Grenze des Wahrnehm-, oder besser Aufnehmbaren. "Shade" ist somit so rein gar nichts zum mal eben rein oder gar nebenbei hören. Das Album würde im wahrsten Sinne des Wortes nur vorbei rauschen. Dabei hat sich dieser griechische Meister der analogen Sounds so viel Mühe mit den Details gegeben. Eine Klaviernote reicht nicht, es muss gleich noch hier klingeln, da rhythmisch tuckern und dort wabern. Wenn Bakis Sirros seinen Songs mal Leine lässt, wird es richtig vertrackt und kopflastig.

Es kommt zu einer neuronalen Umprogrammierung durch neue Hörerfahrungen. Sphärische Melodien, die Ambient vortäuschen und darüber komplizierte Rhythmusgeflechte, die zu entwirren den Spaß verderben würde. Selbst bei den dunkleren und zurückgefahrenen Songs wie "A Moment Frozen" kann es Parallel Worlds nicht lassen, noch etliche Elemente oben drauf zu packen, die man erst nach und nach erkennt. Es ist nicht immer einfach, Bakis Sirros zu folgen.

Mit der nötigen Aufmerksamkeit ist es aber ohne weiteres möglich. Die Vielzahl an Eindrücken und Einzelheiten des Albums sind schier überwältigend. So wie "Shade" würde sich vielleicht die moderne Version des Balderunner-Soundtracks anhören. Nur dieses Mal gewinnen die Androiden.