„Listening to Electroshlager!“ So hallt es gegen Ende des Albums aus meinen Boxen. Ich vernahm eine gute Stunde die Stimme und Instrumente des Ein-Mann-Projekts Codename Sugar von Harald Schoger, der nach dem Debüt-Album „Losing It“ nun den „Electroshlager“ auspackt.

Doch zurück an den Anfang: Ein dunkler Basslauf ertönt, Depeche-Mode-artige Synthies formieren sich. Schließlich ertönt eine new-wavige Gitarre. Haralds Gesang fügt sich anschließend ins Gesamtgebilde und der Song fließt dahin. Wie würden die Queens Of The Stone Age sagen? Go with the flow! Auch im weiteren Verlauf vernehmen wir bittersüße Texte, hohe Synthies, verträumte Gitarren und einen gefühlvollen Gesang. Textlich bleibt Harald zwar oftmals simpel, dennoch drückt er die Botschaften schön aus und verpackt sie in warme Melodien. Zu einem absoluten Anspieltipp mauserte sich vor allem nach merhmaligem Hören „Changed“. „What will happen when the daylight’s gone away?“ Schöne, traurige Zeilen, feine Melodik, melancholische Stimmung, gefühlsbetonter Gesang. Es fällt schwer sich während des Hörens auf etwas anderes zu konzentrieren. Ein starkes Stück! „What will happen when the daylight shines again?“

Neben einigen ruhigeren Songs nimmt “Electroshlager” zwischendurch auch etwas an Fahrt auf und wird einen Tick aggressiver. „Reality check“ sorgt gleich mit dem Anfangs-Synth für Alarm, bevor eine harte Bassdrum ins Geschehen poltert. Der Gesang bleibt jedoch größtenteils in der gewohnten Stimmlage. Leider passt dieser Song nicht ganz in das ansonsten in sich stimmige Album. Wohl auch, weil mir etwas der starke Chorus fehlt, den man auf „Electroshlager“ gewöhnt ist. Ein besonderes Beispiel für die große Stärke des Albums ist dagegen „Wrong“. Hier ertönt ein herrliches Wechselspiel zwischen Gesang, Gitarre und Retro-Synthesizer (sogar mit Future-Pop-Anleihen), was einen sehr melodischen Gesamteindruck hinterlässt. Am liebsten würde man diesen Song sofort noch ein Mal hören, um sich von der Welle dieses Songschreibertalents nochmals tragen zu lassen.

Auch für genügend Abwechslung weiß Harald Schoger zu sorgen. Ob verträumte Gitarrenklänge, die an Mogwai erinnern („Only for you“), Gesang, der glatt mit Robert Smith verwechselt werden kann („Too late“), oder ein Song, der so schön dahin fließt, als wären Nine Inch Nails mit einer ordentlichen Würze Synthie Pop vermischt worden. Ein anderes Beispiel für genügend Variation wäre „I won’t change the world“, das verschlafen wirkt und sich in trauriger Stimmung elektronisch simpel und dennoch effektvoll dahinschleppt. Die Musik bietet eine wunderbare Plattform für Text und Gesang sich zu entfalten. „The fat, the ugly and the nice!“ besticht durch eine ganz besondere Mischung an dreckigen Gitarren und Future-Pop-Synth-Riffs, die ein wenig an Dismantleds „Standard Issue“ erinnert. Und das ist durchaus positiv gemeint!

Nach dem letzten Song („Electroshlager“) verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass Harald weiß, wie er mit seinen Synthies umzugehen hat, um des Hörers Ohren zu schmeicheln. Dabei haben es ihm wohl besonders die „80er-Synths“ angetan. Stimme und Gitarren fügt er gekonnt hinzu und bildet ein feines Konstrukt, das beinahe jeden Song des Albums trägt. Ob für Fans von Depeche Mode, Nine Inch Nails, The Cure, Apoptygma Berzerk oder sogar Welle:Erdball mit einem gewissen Hang zum „über den Tellerrand hinausblicken“, für fast jeden dürfte auf „Electroshlager“ etwas geboten sein!